XÖV-in-der-Verwaltung

Digitaler Durchbruch im Behörden-Dschungel?

Ein Insiderblick auf XÖV in der Verwaltung

Ein Fachbeitrag von Georg Schander und Nils Bergmann aus dem Segment Finance & Public

Zur Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) werden auf der Bundes-, Landes- und Kommunalebene einheitliche Kommunikationsformate benötigt. Nur so lässt sich das Ziel eines übergreifenden Datenaustauschs realisieren. XÖV, das XML in der öffentlichen Verwaltung, schließt genau diese Lücke.

Onlinezugangsgesetz (OZG): Wo es hakt und wie XÖV hilft

Das ursprüngliche Ziel, bis Ende 2022 alle 575 Verwaltungsleistungen zu digitalisieren, wurde nicht erreicht. Dies resultierte u. a. aus unterschiedlichen Digitalisierungsständen der einzelnen Behörden, verschiedenen Systemen für die teilweise gleichen Fachverfahren sowie aus organisatorischen Unterschieden in der Aufgabenverteilung gleicher Behörden unterschiedlicher Länder bzw. gleicher Ämter unterschiedlicher Kommunen. Zentrale Komponenten und Standards – wie XÖV – mussten auf unterschiedlichen Ebenen zuerst geschaffen und abgestimmt werden.

Strategisch federführend ist der IT-Planungsrat und die Föderale IT-Kooperation (FITKO) bei dem Aufbau einer „Föderalen Architekturrichtlinie“ als architektonische Grundlage für die OZG-Projekte und Themengebiete. Der Fokus liegt dabei auf der Sicherstellung von Interoperabilitäten zwischen dezentralen Lösungen einzelner Länder oder Kommunen. Dazu zählt auch die Aufgabe der Identifikation und späteren Bereitstellung bzw. Auswahl von möglichen, zentralen Architekturkomponenten.

Akteure und Gremien im Digitalisierungsprogramm Föderal (Quelle: BMI)

Zentrale Portalplattform: Ein Portalverbund ohne Datensilos

Der Zugriff auf die entwickelten Leistungen soll in der finalen Ausbaustufe des OZG sowie der EU-Verordnung zum „Single Digital Gateway (SDG)“ über eine zentrale Portalplattform als Einstiegspunkt für alle Verwaltungsleistungen des Bundes und der Länder möglich sein. Diese Plattform soll über einen Portalverbund entstehen, in dem ein möglichst grenzenloser Informationsaustausch auf Basis eines gemeinsamen Datenmodells ermöglicht wird. Frühere dezentrale Datensilos werden abgebaut und die Daten miteinander verknüpft: Für Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen erübrigt sich damit das mehrfache Bereitstellen von Nachweisen, sofern sie einer Übermittlung zustimmen.

Zur technischen Realisierung eines solchen Datenaustausches gilt es, die Interoperabilität zwischen vorhandenen Einzellösungen per Registerarchitektur sowie durch standardisierte Nachrichtenformate zu realisieren. An dieser Stelle spielt das Schnittstellenformat „XML in der öffentlichen Verwaltung (XÖV)“ eine wichtige Rolle, um einen standardisierten Datenaustausch zwischen unterschiedlichen Lösungen auf Kommunal-, Länder- oder Bundesebene zu ermöglichen. Über XÖV wird ein problemloser Datenaustausch ermöglicht.

Auf der Portalseite werden die deutschlandweiten OZG-Leitungen durch Verwaltungssuchmaschinen bereitgestellt. Die Suchportale „servicesuche.bund.de“ oder auch „Meineverwaltung.nrw“ des Landes NRW sind hierfür als Beispiele anzuführen, welche einen Absprung zur jeweils zuständigen Behörde bzw. zu Subportalen ermöglichen.

XÖV (XML in der öffentlichen Verwaltung)

Abhängig von der Behörde und dem unterstützten Fachverfahren, werden unterschiedliche Informationen übertragen. XÖV ermöglicht es verschiedenen Ämtern und Behörden mithilfe eines einheitlichen Datenformates für beispielsweise Anträge, diese zu bearbeiten. Der Aufbau des Antrages ist einheitlich, dabei ist es unerheblich in welcher Behörde dieser benötigt wird oder erstellt wurde.

Das Ziel von XÖV ist die Förderung des E-Governments. Der XÖV-Standardisierungsrahmen wurde entworfen, um die systematische Entwicklung und Bereitstellung von IT-Standards für den elektronischen Datenaustausch im E-Government zu fördern, sodass elektronische Prozesse für die Verwaltung kostengünstig, schnell und mit hoher Qualität umgesetzt werden können.

Der XÖV/XTA-Standard benötigte bislang mehrere Iterationsstufen, um die heutige Stabilität sowie Qualität zu erreichen. XÖV-Standards umfassen unter anderem Komponenten wie Codelisten, Datentypen und Kernkomponenten.

Wer ist für XÖV verantwortlich?

Die Koordinierungsstelle für IT-Standards (KoSIT) hat die Aufgabe, die Entwicklung und den Betrieb von IT-Standards für den Datenaustausch in der öffentlichen Verwaltung zu koordinieren.
Die KoSIT unterstützt den IT-Planungsrat in seiner Aufgabe, fachunabhängige und fachübergreifende IT-Interoperabilitäts- und IT-Sicherheitsstandards zu beschließen und Bund-Länder-übergreifende E-Government-Projekte zu steuern.

Ein wichtiger Bestandteil des XÖV-Konzepts ist die Nutzung von XTA als einheitlicher Transportcontainer, der die generischen XÖV-Nachrichtencontainer zustellt. Die zu versendenden Informationen können z. B. aus einem Antragsportal stammen. Der Antragsprozess wird durch die Antragstellerin bzw. den Antragsteller angestoßen. Die für das Fachverfahren eingegebenen Daten werden im Fachstandard (XÖV) gesammelt und zwecks Transportes an den zuständigen Fachbereich bzw. an das zuständige Fachverfahren per XTA versandt.

Einsatz von XTA in der Praxis

XTA ist eine einheitliche Transportschnittstelle für die verschiedenen Fachverfahren. Es ist unerheblich, welches Fachverfahren im Kontext von XTA durchlaufen wird, da alle das gleiche verwenden und von den konkreten Antragsdaten abstrahiert wird. Dadurch bedarf es keiner individueller Vereinbarung für die Übertragung von Nachrichten. Der generische Nachrichtencontainer erlaubt es, die verschiedenen Fachverfahren zu unterstützen. Es werden Metadaten der Nachricht genutzt, um u. a. den Sender und den Adressaten zu ermitteln.

Zuvor gab es keinen standardisierten Weg und daher verschiedene Schnittstellen. Der Nachteil war ein erhöhter Kommunikationsaufwand zwischen den Beteiligten innerhalb eines Fachverfahrens. Zusätzlich musste der Transport der Nachrichten individuell erfolgen und auch der Aufbau der Nachrichten selbst unterschied sich je nach Behörde. Nun existieren Codelisten, Datentypen und Kernkomponenten für die unterschiedlichen Standards.

Austausch von Datenkomponenten: Das XRepository

Das XRepository unterstützt die Verwendung von XTA, indem Dateien wie XÖV-Standards und Codelisten zugänglich gemacht werden. Diese Dateien werden für die XÖV-konforme Kommunikation benötigt. Das Repository wird im Auftrag des IT-Planungsrats durch die Koordinierungsstelle für IT-Standards (KoSIT) betrieben. In der Matrix ist zu sehen, welche Komponenten von welchem Standard verwendet werden.

XRepository: InteropMatrix (Quelle: https://www.xrepository.de/interopmatrix.html)

Einsatz von XTA in der Praxis

Bereitgestellte Ressourcen für den XTA-EInsatz

Die KoSIT stellt die Spezifikation, eine Testumgebung (Konformitätstester), beispielhafte XTA-Nachrichten und verschiedene andere Hilfsmittel für den Einsatz von XTA bereit. Dabei ist zu beachten, dass u. a. die Testumgebung nur den korrekten Ablauf des Versandes bzw. Empfanges mit XTA kontrolliert. Fachliche Korrektheit kann auf diese Weise nicht sichergestellt werden. Aus der bereitgestellten WSDL-Datei (Web Services Description Language) wird durch Nutzung eines Plugins (ggf. cxf-codegen) der XTA-Client generiert, welcher XTA-Nachrichten empfangen und versenden kann.

Testumgebung von XTA-Nachrichten

Die Testumgebung kann als Teststrecke für XTA dienen. Sie ermöglicht es, verschiedene Szenarien bezüglich des Versandes bzw. Empfangs von XTA-Nachrichten zu testen. Auf diese Weise soll die Einhaltung der Spezifikation innerhalb des Szenarios überprüft werden. Die Testumgebung kann die Rollen „Autor“, „Sender“, „Empfänger“ und „Leser“ einnehmen. Dabei sind „Autor“ und „Leser“ Rollen auf Anwendungsebene, welche Fachnachrichten untereinander austauschen, z. B. zwei Behörden, zwischen denen ein Informationsaustausch stattfindet. „Sender“ und „Empfänger“ sind Rollen auf der Transportebene. Das Produkt, welches auf XTA-Konformität überprüft wird, nimmt im Szenario die Gegenrolle ein. Nach Ausführung eines Testszenarios ist es möglich, einen Bericht einzusehen, welcher dokumentiert, ob das Szenario XTA-konform ist. Die Testumgebung stellt dabei nicht sicher, ob ein konkreter Standard fachlich korrekt umgesetzt wurde. Es wird lediglich die richtige Abfolge für den Versand bzw. Empfang getestet.

Szenarien innerhalb der Testumgebung der KoSIT

Die fachlichen Tests bedürfen einer Teststrecke, welche die Erstellung einer Fachnachricht, den Versand der Nachricht über XTA und den Empfang und Interpretation der Nachricht erfordert. Diese Nachricht muss zu einer Stelle versendet werden, die im Dienste-Verzeichnis der öffentlichen Verwaltung (DVDV) registriert ist. Nach Empfang der Nachricht muss diese von der entsprechenden Behörde verarbeitet werden.

Fazit

Zur Digitalisierung von Verwaltungsleistungen wurde auf der Bundes-, Landes- und Kommunalebene ein einheitliches Kommunikationsformat benötigt. XÖV bedient diesen Bedarf. Es ermöglicht einen übergreifenden Datenaustausch bis hin zum OZG-Reifegrad der Stufe 4, sodass Once-Only-Datenübernahmen aus anderen/vorherigen Verwaltungsvorgängen möglich werden. Auf Basis der Testinfrastruktur der KoSIT können Software-Entwicklerinnen und -Entwickler Integration umsetzen und testen. XRepository ergänzt dies über eine öffentliche und zentrale Ablage der XÖV-Schemaspezifikationen, sodass eine einheitliche Dokumentation gegeben ist. Übliche Herausforderungen bei der Generierung von kompatiblen Client-Stubs auf Basis der WSDL bleiben bestehen, aber dies lässt sich durch professionelle Softwareentwicklung und Erfahrung im Umgang mit XÖV kompensieren.

Die SMF GmbH überführt fachliche Anforderungen in qualitativ hochwertige Softwarelösungen und ist damit der IT-Partner bei der Digitalisierung von Verwaltungsdienstleistungen. Erfolgreich durchgeführte Digitalisierungsprojekte im Public-Sektor stammen aus dem Bereich der öffentlichen Verkehrsmittel, der Industrie- und Handelskammern, der Förder- und Landesbanken sowie dem Normierungs- und Bibliothekswesen. Hierzu zählen Plattformprojekte mit mehr als einer halben Million Nutzerinnen und Nutzer und über 60 angebundenen Dienstleistungen.

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Phillip Conrad

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    Glossar

    XÖV – „XML in der öffentlichen Verwaltung“ wird als Datenaustauschformat zwischen Fachverfahren eingesetzt.
    XTA – XÖV-Transport-Adapter → XTA2 dementsprechend 2. Version des Standards
    EfAEiner-für-Alle Prinzip
    KoSIT – Koordinierungsstelle für IT-Standards
    WSDL – Web Services Description Language
    DVDV – das Diensteverzeichnis der öffentlichen Verwaltung
    E-Government – Nutzung von IT- und und Kommunikations¬technik in Prozessen zwischen staatlichen Institutionen und Bürgerinnen und Bürgern.

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